Einführung

 

Der Hospitalische Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem war ein mittelalterlicher, militärischer, religiöser und hospitalischer Ritterorden, ohne Ähnlichkeit zu den heutigen historischen und karitativen Organisationen unter dem Namen des Heiligen Lazarus.

Militärisch spielte der Orden von 1120 bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts eine Rolle. Bis 1291 konzentrierten sich die militärischen Aktivitäten darauf das Heilige Land zu verteidigen, nach dessen Verlust stand der Schutz von Pilgerrouten im Vordergrund, speziell die nach Santiago de Compostela.

Die militärische Rolle wurde teilweise wiederbelebt als der Orden ein Geschwader von 10 Fregatten unterhielt, die in St. Malo stationiert, und mit Rittern, Novizen und Kaplänen des Ordens bemannt waren. Nach dem Ende der Marineaktivitäten des Ordens 1668, wurde die militärische Tradition in Form einer Marineakademie und der Führung einer Militärschule in Paris, bis zum Beginn der Französischen Revolution 1791, aufrecht erhalten.

In religiöser Sicht war der Orden ursprünglich ein Mönchsorden mit dem dreifachen Gelübde „Armut, Keuschheit und Gehorsam“. Der Mönchscharakter wurde auch nicht aufgegeben als der Orden seine militärischen Aktivitäten begann. Nach der Periode der Kreuzzüge lebte der mönchische Charakter in Form seiner Kapläne, des religiösen Schirmherren, des geistlichen Großpriors, seiner Regeln, Dienste und Tradition im Orden fort. Von den Mitgliedern wurde erwartet, dass sie ihr Leben im Geiste der ökumenischen, christlichen Nächstenliebe führen.

Die hospitalische Tradition des Ordens stammt vor allem von der Gründung eines Hospizes für Leprakranke in Jerusalem im 4. oder 5. Jahrhundert. Einigen Historikern zufolge, wurde der Orden erstmals zur Zeit des Heiligen Basilius erwähnt, als er sein erstes Spital in Ptolemais (Akkon) gründete.

Andere Autoren behaupten, dass der Orden von einer Gruppe armenischer Mönche die nach den Regeln des Heiligen lebten, und sich hauptsächlich um Leprakranke kümmerten abstammt.

Aufgrund dieser mit Ansteckung bedrohten Arbeit, wurden diesen Mönchen Unterkünfte außerhalb der Mauern von Jerusalem zugewiesen, und das Hospiz wurde nahe dem „Lazarustor“ gegründet. Auf Grund dieser Lage wurden sie als „Orden des Heiligen Lazarus“ bekannt.

Die Mehrzahl der Historiker stimmt jedoch darin überein, dass dieser Kontinuitätsanspruch in Wahrheit eine zweifelhafte Behauptung ist, um den Lazarusorden als den ältesten aller Ritterorden darzustellen, da sie in kurzer Zeit Spezialisten in der Pflege und Betreuung von Kranken, Leprösen und Bedürftigen wurden. Ungeachtet der späteren militärischen Rolle, blieb der Orden hauptsächlich hospitalisch, durch ein weltweites Netz von Spitälern und Lazarushäusern und Hilfestellung wo immer Krankheit und Leid den Unterhalt von Lepraspitälern und Lazeretten erfordert.

Nach dem Verlust des Heiligen Landes setzte der Orden seine Aktivitäten in Europa fort, wenn auch nicht zentralistisch. Historische Dokumente belegen, dass im Gebiet des heutigen Großbritannien Lazaristische Aktivitäten stattfanden, ohne bzw. mit sehr wenig Kontakt zu den Brüdern in Frankreich oder Italien. In Italien war der Orden sehr geschwächt und wurde letztendlich mit Päpstlichen Segen und Führung zu dem heutigen „Orden der Hl. Mauritius und Lazarus“ vereinigt der noch heute unter dem „Fons Honorum“ des Haus Savoyen steht.

In Frankreich wurde dem Orden vom Papsttum bei verschiedenen Gelegenheiten aufgetragen sich dem Johanniterorden anzugliedern. Papst Julius II versuchte 1505, wie bereits Inozenz VIII. im Jahr 1498, den Lazarusorden aufzulösen, bzw. in den Johanniterorden zu integrieren. Dennoch übernahm der französische Herrscher die Schirmherrschaft über den Orden des Heiligen Lazarus, jener Herrscher, der später per königlichen Patent vom 31. Oktober 1608 den Orden mit den Orden „Unserer Lieben Frau vom Berg Carmel“ verschmolz.

Diese Vereinigung wurde am 5. Juni 1668 durch päpstliches Legat von Rom anerkannt.

Die französische Revolution und ihre unmittelbaren Auswirkungen bedeuteten die völlige Auflösung des Ordens in Frankreich. Einfach gesagt, der Orden hörte auf zu existieren. Im September 1792 trat der Nationalkonvent zusammen, schaffte die Monarchie ab und errichtete die Erste französische Republik. Da der Orden seit dem 14. Jahrhundert hauptsächlich in Frankreich aktiv war, war er von allen politischen Umbrüchen besonders stark betroffen, insbesondere vom Dekret der Versammlung des dritten Standes vom 30. Juli 1791 das ausdrücklich alle Ritterorden für aufgelöst erklärte. Bis heute haben die verschiedenen französischen Regierungen dieses Dekret aufrechterhalten.

Im Sinne der historischen Genauigkeit bekräftigt unsere ritterliche Gemeinschaft, dass der mittelalterliche Orden des Heiligen Lazarus zu dieser Zeit aufgehört hat zu bestehen.

Gleichwohl versuchen von Zeit zu Zeit einzelne die Aura des Ordens des Heiligen Lazarus wiederzubeleben. All diese modernen Neugründungen sind in den verschiedenen Herkunftsändern als Vereine und nicht als Ritterorden registriert. Die Behauptung des Gegenteils gilt in juristischen und historischen Kreisen unbestritten als unwahr. Unsere ritterliche Vereinigung hat mit diesen Verdrehungen der Tatsachen nichts zu tun.

Ungeachtet dessen, stehen die verschiedenen Vereinigungen weltweit in vorderster Reihe bei der Führung und Unterstützung von Medizinischen Zentren, Hospizen, Ambulanz Einheiten und anderen humanitären Institutionen.

Der Orden wurde ritterlich als er im frühen 12. Jahrhundert ein mönchischer Ritterorden wurde. In seinen Reihen dienten jene die bereits Ritter oder adeliger Herkunft waren und ihren Ritterschlag beim Eintritt in den Orden erhielten. Der Orden hatte immer das Recht jeder Person die geeignet erschien die Ritterschaft zu verleihen. Dieses historische Vorrecht wurde 1624 durch einen Akt bewahrt, der die Kategorie der „Gnadenritter“ schuf, welche nicht adelig zu sein hatten. Diese Macht die Ritterschaft zu gewähren blieb vom 12. Jahrhundert an unbeeinträchtigt und bedurfte keiner Anerkennung der Gültigkeit, und dient so als Vorgänger aller laizistischen Ritterschaften bis heute.

Neben den ritterlichen Aspekten geht das Privileg des Rittertums Hand in Hand mit der Verantwortung die Kranken zu pflegen und die Schwachen zu beschützen.

Es war dienen ohne unterwürfig zu sein, der Einsatz der persönlichen Bemühungen und Kraft im Dienste der christlichen und menschlichen Nächstenliebe. Der Orden war keine Belohnung, sondern ein Bekenntnis zu dienen, in der Vergangenheit, heute und in der Zukunft, die Ziele des Ordens zu verfolgen und in seinem Namen für die Menschlichkeit zu arbeiten. Durch das Engagement seiner Ritter und Mitglieder, dem Ideal der Fürsorge für die Kranken und der Geschichte des Ordens haben die Ordenstraditionen unbeschadet die Jahrhunderte überstanden und sollen so weiterbestehen, solange ein Bedarf an Hilfe für den nächsten besteht.

(Nach: Max. J. Ellul: “The Order of Saint Lazarus – A Brief History“)

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Fotobericht 9. Colloquium Lazarensis
Hexen - Einst und Heute
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